H: 14.04.2007 - Sebastian Schunke meets Olvido

      Suchen und Finden

      aus der HAZ online (haz.de)

      Gegensätzlich: Sebastian Schunke und Jazzpool bei der Jazzwoche Hannover im Pavillon
      Von Bernd Schwope
      Krasser hätten die Gegensätze kaum ausfallen können: ein Workshop-Ensemble, das sich an den Irrungen und Wirrungen improvisierter Musik versucht, und ein bestens aufeinander eingespieltes afrokubanisches Latin-Jazz-Quintett, geleitet von dem aus Hannover stammenden Pianisten Sebastian Schunke. Uferlosigkeit kontra Arrangements mit der Präzision eines Uhrwerks, körperloses Stegreifspiel kontra tanzbare Rhythmik.
      Viel Mut bewiesen die Organisatoren der Jazzwoche Hannover, als Highlight der neusten Ausgabe des Festivals im Pavillon zwei derart unterschiedliche Programmpunkte aufzubieten. Entsprechend fiel die Reaktion des Publikums aus. Als das Jazzpool-Projekt mit einer Bruchlandung das Konzert beschließt, sitzt das Gros des offensichtlich wegen der Aussicht auf feurige Latin-Rhythmen erschienenen Publikums im Foyer statt im Konzertsaal des Pavillons. Sieh mal einer an: Free Jazz vermag noch zu schocken.
      Aber was heißt schon Free Jazz? Das Ensemble um das mit Workshop-Teilnehmern verstärkte Trio Michael Griener (Schlagzeug), Matthias Schubert (Saxofon) und Jan Roder (Bass) gab sich größte Mühe, die an zwei Tagen erarbeiteten musikalischen Abläufe in schlüssige Improvisationsprozesse umzusetzen. Leider weitgehend vergeblich: Zu langatmig, zu redundant und oft auch aneinander vorbeispielend übte sich diese Bigband im freien Spiel – mehr Suchen als Finden.
      Gefunden aber hat der aus Gehrden stammende und mittlerweile zur Weltelite des Latin-Jazz-Genres zählende Pianist Sebastian Schunke sein „Dream Team“. Mit einer Band, die den Namen „Latin Masters“ verdient, spielt er eine Art konzertanten Latin-Jazz, der Gegensätze verbindet: laut und leise, sanft und feurig, Klassik und Jazz, Latin und Funk. El Indio (Saxofon, Trompete), Diego Pinera (Schlagzeug), Felix Cabrera (Bass). Nenè Vasquez (Percussion) und die facettenreich singende Olvido aus Kuba musizierten inspiriert, wie man sich dies bei einem exklusiven CD-Release-Konzert (die neue CD „Vida Pura“ wurde live präsentiert) vorstellt. Am Ende waren viele Zuhörer um eine Erkenntnis reicher: Jazz kann so viel sein. Dies aufzuzeigen sollte Ziel einer Jazzwoche sein. Das nächste Mal vielleicht mit größerem Synergieeffekt.
      Die Jazzwoche Hannover 2007 endet heute mit einem Konzert des Burton Greene Quartetts im Jazz-Club um 20.30 Uhr.
      Los que bailan son techados de locos por los que no oyen la música (de Antoine Filissiadis en "Persigue tus sueños")