Tanzen mit besseren Damen

      @ jules

      Klar ist das immer noch etwas relativ... Was für einen Anfänger ein cooler Golf GTI ist, ist für den Fortgeschrittenen eine langweilige Karre... :D

      Aber im Grossen und Ganzen tanze ich eben lieber, um abgelenkt zu sein, und sein wir doch mal ehrlich... Wenn uns ein Tänzer zu sehr fordert, bist du konzentriert, aber nicht mehr abgelenkt... ;) Und das sieht man dir dann eben auch im Gesicht an...

      Und mag sein, dass es auch stilistisch Probleme zwischen den Tänzern gibt... Also, ich weiss, es gibt genug Tänze, bei denen ich mich viel zu sehr konzentrieren muss (NY), während ich dann aber wiederum sehe, während ich bei manchen Cuban-Stylern das breite Grinsen im Gesicht habe, es genug Mädels zu beobachten gibt, die eben NY lernen und mit Cuban völlig überfordert sind...
      Das absolute Wissen führt zu Pessimismus; die Kunst ist das Heilmittel dagegen.
      Friedrich Nietzsche (1844-1900), dt. Philosoph


      So manche Metapher ist doch immer wieder hinkend.

      Also mal wieder auf den Boden der Realität.

      Es hat mit Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu tun, wie man einen anderen Menschen empfindet und bewertet.
      Und es zeigt sich, dass wir viele Menschen nach ihrem Können beurteilen.

      So erscheint uns eine technisch hervorragende Tänzerin quasi als Göttin, die uns verdammen kann, wenn wir einen Fehler machen. Doch sieht sie sich selber so?
      Vielleicht gibt es die eine oder andere arrogante Dame (bei den Männern sieht es nicht anders aus), doch man muss es immer wieder bei jeder neu ausprobieren.

      Edie the Salsa Freak ist so ein Beispiel - sie tanzt auch mit Anfängern und man kann ihrem Gesicht nicht ansehen, ob sie nur Show macht, oder tatsächlich Spass hat. Sie macht einfach das Beste aus dieser Paarkonstellation - sie betreibt PARTNERING.

      Und das ist ein Wort, das ich gerne in der Salsa Szene mehr betonen und verbreiten möchte - PARTNERING.

      Was ist das?
      -das ist, gemeinsam etwas erreichen
      -das ist, einen gemeinsamen Weg finden
      -das ist, die Schwächen des anderen zu akzeptieren
      -das ist, die Stärken auszunutzen
      (Stärken stärken - Schwächen schwächen)
      -das ist, in dem anderen Menschen ein Individuum zu sehen
      -das ist, den anderen als einzigartig zu betrachten
      ....

      Für viele ist Salsa jedoch auch Schow, extravante Möglichkeit, sich darzustellen und diese Menschen haben einen höllischen Horror, SCHLECHT auszuschaun.
      Das gilt für Männer, wie für Frauen gleichermaßen. Da wird ein Mann ruppig, weil er der umherstehenden Menge nicht zeigen kann, was er selber für ein toller Tänzer ist, da ist eine Dame, die genau das selbe denkt.

      Darüber sollten einige vielleicht mal nachdenken. Nur ein Tanz mit jemanden, bei dem es nicht so läuft, wie man es gerne möchte, bedeutet noch lange nicht, das man selber ein schlechter Tänzer ist, oder gar von anderen als solcher betrachtet wird.

      LG
      Chris
      So, dann will ich auch mal antworten.

      Mein Ziel ist es ein guter Tänzer zu werden / sein. Damit ist für mich aber auch von vornherein klar, dass ich einen Tanz mit einer Anfängerin genauso genieße wie einen mit einem Profi.

      Aber, ich fühle mich auch wohler, wenn ich mit jemandem tanze, der auf meinem Level ist oder darunter. Wohl fühlen tue ich mich nur mit besseren Damen, wenn ich in irgendeiner Weise eine "Connection" mit ihnen habe.

      Und ich finde aber auch, dass man spürt, wie weit jemand ist, daran wie der andere reagiert. Und ich habe derzeit noch das "Problem", dass wenn ich spüre, dass der andere "wesentlich besser / erfahrener" ist, ich automatisch wie in einen anderen Modus schalte.

      Ich bin dann weniger spielerisch, konzentrierter aber irgendwie auch immer ein bisschen verkrampfter, fühle mich weniger frei, etwas unsicherer.

      Das hat natürlich etwas mit Selbstbewußtsein zu tun, aber mal eine Sache:

      Ich hab ein ganz einfaches Maß für die 'Qualität' meines Tanzes (ist mir so aufgefallen):

      Sagt sie nach einem Tanz "tschüss" war es eher ein Höflichkeitstanz, den sie vielleicht sogar genossen hat, aber trotzdem von der Art eher ein Höflichkeitstanz.

      Tanzen wir zwei oder mehr Lieder macht es wirklich Spaß.

      Zwei Anmerkungen dazu:

      1. Ich fand die Salsatecas in Montreal total angenehm, weil dort _immer_ nach einem Tanz gewechselt wurde.

      2. Das ist kein künstlich hergestelltes Maß, sondern eher so ein "gewachsenes". Immer wenn sie nach einem Tanz "Danke schön" gesagt hat (mit dem Intent den Tanz zu beenden), dann war ich irgendwie "enttäuscht". (Das war vor allen Dingen in meiner absoluten Anfängerzeit wichtig, weil es dort eh schon eine Riesenüberwindung war überhaupt jemanden nur aufzufordern)

      Das zweite "Maß" ist natürlich "Lächeln", "Augenkontakt" und generell das Feeling den Tanz zusammen zu genießen.

      Und auch da muss ich zugeben, dass es mir unglaublich schwer fällt weiterhin happy, gut drauf, lächeln, spielerisch sein, oder auch mal dominant, ... usw. wenn von ihr nur ein Pokerface kommt und sie den Tanz nur "abtanzt", wie in dem Artikel beschrieben.

      In den Fällen nutze ich es jetzt meistens auch aus mal wieder ein paar Erweiterte Figuren zu tanzen, die ich zwar kann, aber die wenigsten meiner Tanzpartnerinnen (das ändert sich aber gerade) ...

      So, jetzt aber noch wieder zu dem Positiven:

      Ich liebe es mit Anfängern (und gerade auch solche, die noch nie zuvor Salsa getanzt haben) zu tanzen:

      1. Ich kann in absoluter Ruhe meinen Grundschritt üben
      2. Ich kann zwischendurch mal beliebig rumspielen, weil ich mich nicht auf Figuren konzentrieren muss
      3. Für mich gibt es kaum etwas schöneres als zu sehen, wie ich eine Dame zum allerersten Mal in einen Cross-Body-Lead führen kann und sie es absolut richtig macht, ohne dass sie je "Unterricht" hatte.
      4. Und dann das langsam beliebig in schwierigere Sachen steigern. (Gerade in Bezug auf Sachen mit Handwechsel kann man komplexe Sachen machen, wo der Part der Dame trotzdem sehr Basic ist)

      Und bezüglich mal nur Grundschritt + 1,2 Drehungen tanzen:

      Ich finde es immer wieder unglaublich wie man mit Grundschritt+nur Rechts-Drehung + Cross-Body-Lead, schon eine wahnsinnige "Musikinterpretation" hinkriegen kann.

      Außerdem gibt es allein da schon soviele Variationen, die man normalerweise aber nicht tanzt, weil man ja seine 2-3 Figuren kann, aber nicht mehr damit rumspielt und das eigentliche Potential liegen lässt.

      So, das war mein Ketchup (Senf mag ich nicht) ...

      cu

      Fabian